Industrie/Internet 4.0 – Internet der Dinge (IoT) – Digitalisierung – Hype oder kommende Realität

„Industrie 4.0“ ist ein Marketingbegriff, der auch in der Wissenschaftskommunikation verwendet wird, und steht für ein „Zukunftsprojekt“ der deutschen Bundesregierung. Die sog. vierte industrielle Revolution zeichnet sich durch Individualisierung bzw. Hybridisierung der Produkte und die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in die Geschäftsprozesse aus.“
(Quelle Gabler Wirtschaftslexikon)

Start Ups, IT und Presse suggerieren, dass die Revolution in vollem Gange ist. Vieles ist bereits heute technisch machbar aber die neuen Buzzwords sind in vielen Unternehmen noch reine Utopie.

Die Möglichkeiten der direkten Verbindung von technischen Geräten bietet reizvolle Möglichkeiten und hat großes Potential. Von einer Massentauglichkeit bzw. Plug and play sind diese jedoch noch meist noch weit entfernt. Man kann weder einen einen „Industrie 4.0 PC“ fertig kaufen noch eine schlüsselfertige Lösung.

Nicht alles was technisch machbar ist muss unbedingt auch Sinn machen. Die Technik prescht hier ungestüm voran, wobei Sicherheit, vertragliche und rechtliche Rahmenbedingungen hinterher kinken.

Szenarien wie z.B. die Vernetzung von Baumaschinen, welche selbstständig Standort und etwaige Probleme mit dem Hersteller und anderen Nutzern austauschen, können große Vorteile bieten. So wäre es beispielsweise möglich, bei einem Ausfall ein in der Nähe befindliches ungenutztes Gerät eines Mitbewerbers anzufordern um den Baustellenstillstand zu verkürzen.

Aber möchte man dies wirklich vollautomatisch?
Welche Daten bekommt wer zur Verfügung?
Was geschieht mit den Daten?
Wo ist die Grenze?
Wer überwacht die automatischen Algorithmen?

Vor vielen Jahren machte das Konzept eines Kühlschranks mit automatischer Bestellfunktion Furore. Die Idee war einleuchtend. Der Kühlschrank erkennt die Waren am Barcode, ermittelt den Verbrauch und bestellt automatisch nach, wenn der Vorrat zu Neige geht. Unschön wenn man nach einer mehrwöchigen „Puddingorgie“ keine Lust mehr auf Süsses hat oder vier Wochen in Urlaub fährt.

Amazon hat gerade mit seinem Replenishment Service mit automatischer oder manueller Bestellfunktion auf Knopfdruck begonnen. Dies kollidiert zumindest in Deutschland mit der aktuellen Gesetzeslage.

Viele erinnern sich an den Black Friday an den Börsen, wo die automatische Ausführung von Stop-Loss Ordern zu Chaos und herben Verlusten führte.

Die Königsfrage: „Wie wird der Bedarf richtig bestellt?“ beschäftigt Unternehmen immer noch weltweit. Dass jede Prognose mit der Anzahl verfügbarer Daten besser wird ist wohl unumstritten. Sonderfaktoren können jedoch jede Planung obsolet machen und eine manuelle Aktion notwenig machen.

Ebensowenig kann man jeder Branche über einen Kamm scheren. Während z.B. im kreativen oder IT Bereich die Bereitschaft für Innovation hoch ist, sieht die Realität in vielen Unternehmen ganz anders aus:

Wir haben doch gerade von XP auf Windows 7 umgestellt!
Wir sollten mal ein abgegrenztes Probeprojekt ohne großen Kostenaufwand starten und dann Erfahrungen sammeln!

Weder den Kopf in den Sand stecken noch die kritiklose Umsetzung jeder technischen Möglichkeit wird zum Erfolg führen.

Am Anfang sollte eine Standortbestimmung des Unternehmens stehen. Mit der Analyse von Schwachpunkten und der Auslotung von Chancen und Gefahren der neuen Möglichkeiten steht dann eine solide Grundlage für die strategische Entscheidung der Unternehmensausrichtung für die kommenden Jahre bereit. Hierzu ist es sinnvoll, nicht nur Anbieter von technischen Lösungen zu kontaktieren, sondern auch unabhängige Beratungsleistungen zu nutzen. Der daraus resultierende Zusatzaufwand dürfte sich sehr sehr bald amortisieren, da damit Fehlentscheidungen verhindert werden könnten.

Auf jeden Fall muss das komplette Unternehmen eingebunden werden. Inselllösungen wie die in vielen Fachabteilungen so beliebte „Schatten IT“ erschweren schon heute ganzheitliche Prozesse und haben große Sicherheitsrisiken.

„Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das sagt: ‚Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.‘“ (Laotse)